Anwendungsbereiche von Bitcoins und der Blockchain-Technologie

In Zeiten von Hyperinflation und Staatspleiten stehen viele Bürger der Frage gegenüber, wie sich privates Vermögen sicher aufbewahren und einfach übertragen lässt. In diesem Beitrag zeige ich Alternativen zu den klassischen Bankinstituten auf – und welche weiteren Technologien unsere individuelle Zukunft prägen könnten.

Island (2012), Argentinien (2014) und jüngst Griechenland sowie Puerto Rico konnten/wollten ihre Gläubiger nicht mehr vollständig ausbezahlen und standen/stehen somit am Rande einer Staatspleite. Auch in Österreich und Deutschland sind dies keine unbekannten Vorgänge – im vergangenen Jahrhundert gab es zwei Weltkriege, die zu massiven Währungsabwertungen und somit auch zum Verlust sämtlicher Ersparnisse führten. Was kann man nun in so einer Situation tun? Einige probieren es mit dem „Hinüberretten“ der Vermögenswerte in riskantere bzw. umständlichere Anlageformen wie Immobilien (am US-Immobilienmarkt platzte 2008 die Blase, in den vergangenen Jahren stiegen die Preise wieder kräftig an, ebenso in Wien: 50% Wertsteigerung in den letzten fünf Jahren[1]), Aktien (da sind oftmals ethische Bedenken gegen die Aktivitäten des Unternehmens mit dabei, zB. bei Rohöllieferanten, Waffenproduzenten oder Kleidungsherstellern) oder Fremdwährungen (die selbst wiederum starken Schwankungen unterliegen können, wie etwa zuletzt beim Schweizer Franken sichtbar wurde).

Argentinien hat dabei einen ganz eigenen Weg gefunden: die Nutzung von Bitcoins.[2] Findige UnternehmerInnen bieten im Restaurant, im Kino, im Hotel, im Elektrogeschäft, im Kiosk oder im Supermarkt die Bezahlung der Güter mit der digitalen Währung an. So gelingt es den Bewohnern, mit der ständigen Inflation und der Bedrohung durch gesperrte Konten (bzw. Verweigerung der Herausgabe der Sparguthaben wie aktuell in Griechenland) umzugehen. Einen echten Mehrwert bieten Bitcoins bei der Zusammenarbeit mit Freelancern (zB. Designer, Programmierer, Autor – es sind auch Mikropayments im Centbereich möglich, darüber freut sich speziell ein Fotograph oder ein Journalist) und im internationalen Handel (rasche Überweisung – innerhalb von zehn Minuten kann der Empfänger über die Summe verfügen, keine anfallenden Spesen im Zahlungsverkehr). Interessant wird die Bitcoin-Nutzung insbesondere für Menschen, die immer noch kein eigenes Bankkonto haben – ein kurzer Internetzugang genügt, um sein Vermögen verwalten zu können. Die Bevölkerung in Entwicklungsländern kann so ebenfalls am internationalen Zahlungsverkehr teilnehmen, sie können nicht länger durch die Banken, Regierungen oder Diktatoren ausgegrenzt werden – Bitcoins können weder konfisziert noch langfristig verboten werden, da diese digitale Währung dezentral, das heißt im Peer-to-Peer-Netzwerk durch die Nutzer verwaltet wird. Besonders interessant ist die steuerrechtliche Komponente: wie bemessen sich die Einkommenssteuer oder meine Sozialversicherungsabgaben, wenn ich durch ein Projekt zehn Bitcoins überwiesen bekomme und diese für ein Langstrecken-Flugticket, einen neuen PC, eine Hotelübernachtung und ein Leasing-Auto in einem Staat außerhalb der europäischen Union ausgebe? Muss ich dann meine Einkünfte in Euro umrechnen, Bitcoins in Euro umtauschen und in Euro meine Steuern und Abgaben bezahlen? Wie will der Staat meine Einkünfte bzw. meine Vermögenswerte ermitteln, wenn ich auf die Nutzung von Euros komplett verzichte und sämtliche Zahlungen in „Phantasiewährungen“ durchführe? Dasselbe Problem tritt auch bei Regionalwährungen bzw. Tauschgeschäften auf, wo rasch der Zwischenruf „Schwarzarbeit“ kommt – der Staat verliert zunehmend die Besteuerungshoheit der Transaktionen, wenn er Handel in Euro so unattraktiv (Null- bzw. Negativzinsen für Einlagen, hohe Spesen, lange Wartedauer, Ungewissheit der alleinigen Verfügungsgewalt über Guthaben) gestaltet.

Bis zur flächendeckenden Nutzung digitaler Währungen wird noch viel Zeit vergehen, denn „Bitcoin ist noch sehr volatil und nicht genügend nutzerfreundlich. Es braucht eine Menge Aufklärung, bis die Menschen sich an eine neue Weise, mit Geld umzugehen, gewöhnt haben. Die Aufklärung über Bitcoin und die Schaffung eines neuen Bewusstseins für den Umgang mit Geld sind das Allerwichtigste. Man kann es vergleichen mit dem Wissen über die Benutzung von Kondomen zum Schutz vor Aids oder der Akzeptanz von Mülltrennung. Die Menschen müssen zunächst einmal verstehen, warum sie ihr Verhalten ändern müssen, bevor sie bereit sind, neue Produkte und Dienstleistungen zu nutzen.“[3] Die Grundaussage ist klar: erst wenn die Nutzung von Bitcoins sicher, stabil und bequem (kundenfreundlich) erfolgen kann, wird sie alte Zahlungsmethoden (wie zB. Kreditkarten, Banküberweisung oder Barzahlung) ablösen. Zusammengefasst die Qualitäten, die eine gute/erfolgreiche Währung ausmacht: „Geld muss leicht transportierbar, lagerbar und haltbar sein. Geld muss teilbar sein, sodass man bequem damit rechnen kann. Geld muss knapp sein. Geld muss wertbeständig, fälschungssicher und allgemein anerkannt sein.“[4]

Bitcoin basiert auf der Blockchain-Technologie. Diese ermöglicht mit den sogenannten „Colored Coins“[5] die Eigentumsübertragung, da im Bruchteil eines Bitcoins die Eigentumsrechte – zB. an einem Auto, an Aktien oder an einem Haus – festgeschrieben sind. Das bedeutet in weiterer Folge ein fälschungssicheres elektronisches Grundbuch, ein virtuelles Fundamt, verlässliche Identifikations- & Reputationsmechanismen, sichere Kommunikation und einige weitere Anwendungsbereiche. Warum das so reibungslos funktioniert? Ich brauche bl0ß den Empfänger, den zu übertragenden Wert und meine private Signatur zur Verifikation (ob mir der zu übertragende Wert tatsächlich gehört) einer Transaktion angeben – diese drei Elemente werden anschließend von Minern im Bitcoin Netzwerk überprüft. Im Nachhinein kann ich diese Transaktion nicht abändern, verschleiern oder widerrufen – somit ließe sich aus der Gesamtheit aller Einträge im Bitcoin-Protokoll langfristig ein vollständiges Grundbuch ableiten, das obendrein kostenlos öffentlich zugänglich/abrufbar ist. Zu den weiteren Anwendungsbereichen gehören Eheschließung, Polizei und Justiz sowie Verträge mit Treuhänderfunktion (Mehrfachsignaturen, erst wenn beispielsweise drei von drei oder acht von zehn Beteiligte unterzeichnet haben, wird die Transaktion gültig übernommen).

Mir geht es – wie in anderen Artikeln bereits ausführlicher dargelegt – nicht um die Abschaffung des Staates oder des Euro, sondern um das Informieren über Alternativen, da der Staat aus meiner Sicht aktuell zu viel Macht in sich bündelt und einzelne, unerwünschte Mitbürger rasch von der Bildfläche schaffen könnte (durch Missbrauchsvorwürfe, Terrorismusgefahr oder andere fadenscheinige Argumente). Es ist wichtig, Alternativen zur Übertragung von Vermögenswerten bereits in Vor-Krisenzeiten zu kennen, um rechtzeitig reagieren zu können.

Buchtipp: Bitcoin – Geld ohne Staat von Aaron König, in diesem Buch legt er die digitale Währung aus Sicht der Wiener Schule der Volkswirtschaft dar.

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Guglhupf

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fischundfleisch

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